Franziskus und der Wolf
(Eine Geschichte aus dem 14. Jahrhundert)
Franziskus war in der Stadt Gubbio. (s. Karte) In den Wäldern dort lebte ein großer und gefährlicher Wolf. Er fraß andere Tiere und griff Menschen an. Jeder Mensch trug deshalb eine Waffe bei sich. Aus Angst ging kein Mensch vor die Stadtmauern.
Das hörte auch Franziskus. Er wollte den Menschen in Gubbio helfen und in den Wald gehen. Die Menschen von Gubbio rieten ihm davon ab. Franziskus wollte es aber versuchen. Er betete und verließ mit einem Freund die Stadt. Er vertraute auf Gott und ging in den Wald. Viele Menschen kamen mit in den Wald. Sie wollten Franziskus mit dem Wolf beobachten.
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Plötzlich rannte der Wolf mit geöffnetem Rachen zu Franziskus. Franziskus zeigte aber keine Angst. Er bekreuzigte das Tier und sagte dem Wolf: „Komm ruhig näher, ich tue dir nichts!“ Auf einmal schloss der Wolf den Rachen, lief langsamer und legte sich wie ein Lamm vor Franziskus Füßen. Franziskus sprach zum Wolf: "Bruder Wolf, du hast hier großen Schaden angerichtet. Du hast nicht nur Tiere getötet, sondern wolltest auch Menschen töten. Du bist ein Mörder und wir sollten dich töten. Ich will aber versuchen, zwischen den Menschen und dir Frieden zu stiften. Du musst aber versprechen, die Menschen nicht mehr anzugreifen." Der Wolf zeigte, dass er das tun wollte. Franziskus sprach noch einmal zum Wolf: "Bruder Wolf, du willst auch den Frieden. Deshalb sollen die Menschen dir fressen geben. Du hast keinen Hunger mehr. Du musst aber versprechen nie mehr wieder einem Menschen oder einem anderen lebenden Wesen, etwas zuleide zu tun." Franziskus streckte seine Hand aus. Der Wolf legte seine Pfote in die Hand und ging mit in die Stadt. Die Menschen wunderten sich und erzählten es schnell in der Stadt. Danach lebte der Wolf noch 2 Jahre in der Stadt Gubbio. Ganz zutraulich lief er durch die Straßen, ohne jemanden etwas zu tun. Die Menschen versorgten den Wolf. Nach zwei Jahren starb der Wolf an Altersschwäche. Die Menschen waren traurig. Denn wenn der Wolf so durch die Straßen lief, erinnerten sich die Menschen daran wie gut Franziskus war und sie lobten Gott. |
Es gibt noch andere Geschichten von Franziskus und Tieren:
zum Beispiel von Bienen oder Vögeln.
Franziskus soll ihre Sprache verstanden haben.
Er sah die Tiere als Geschöpfe Gottes.
Er verstand, was sie brauchten.
Er liebte sie und sorgte für sie.
Er wußte, das man Tiere nicht quälen darf.