4.1
von Rudyard Kipling
Auf einem riesigen Schiff gab es eine kleine Schraube,
die mit vielen anderen ebenso kleinen Schrauben
zwei große Stahlplatten miteinander verband.
Diese kleine Schraube fing an,
mitten auf dem Ozean
etwas lockerer zu werden
und drohte herauszufallen.
Das sagten die nächsten Schrauben um sie herum:
„Wenn du heraus fällst,
dann gehen wir auch.“
Und die Nägel im Inneren des Schiffskörpers sagten:
„Uns wird es auch zu eng,
wir lockern uns auch ein wenig.“
Als die großen eisernen Rippen
das hörten, riefen sie:
„Um Gottes Willen bleibt!
Denn wenn ihr nicht mehr haltet,
dann ist es um uns geschehen.“
Und das Gerücht vom Vorhaben der kleinen Schraube
verbreitete sich blitzschnell
durch den ganzen riesigen Körper des Schiffes.
Er ächzte und erbebte in allen Fugen.
Da beschlossen sämtliche Rippen und Platten und Schrauben
und auch die kleinsten Nägel,
eine gemeinsame Botschaft an die kleine Schraube zu senden,
sie möge doch bleiben;
denn sonst würde das ganze Schiff bersten
und keine von ihnen den Heimathafen erreichen.
Das schmeichelte der kleinen Schraube,
dass ihr solch große Bedeutung beigemessen wurde,
und sie ließ sagen,
sie wolle sitzen bleiben.
Genau auf dich kommt es an!
Wenn Du Dir auch einmal so klein und unbedeutend
wie diese kleine Schraube vorkommst,
dann denk an diese Geschichte.
Keiner ist unwichtig,
ganz egal wie groß oder wie klein er ist.
Bei Gott ist jeder gleich groß.
Rudyard Kipling 1891,
Porträt von John Collier.
Rudyard Kipling war ein englischer Schriftsteller. Er schrieb das Dschungelbuch.
Er lebte von 1865 bis 1936.
Er wohnte in England und Indien.
Er war sehr berühmt.
Er bekam den Literatur-Nobel-Preis als jüngster Schriftsteller.
Diese Geschichte dürfen wir hier aufschreiben, weil er schon mehr als 70 Jahre tot ist. Dann ist ein Text gemeinfrei, das bedeutet es besteht kein Urheberrecht mehr.