4.6
Auf einem großen Feld wuchsen viele Sonnenblumen.
Der Bauer hatte sie alle angebaut,
um im Herbst Sonnenblumenkerne
zu Öl verarbeiten zu können.
Unter den vielen, prächtigen Sonnenblumen,
die ihre Köpfe stolz der Sonne entgegenstreckten
und durch die Kraft der Sonnen
jeden Tag größer und schöner wurden,
gab es jedoch eine sehr kleine,
unglückliche Sonnenblume.
Auf den ersten Blick konnte man sie gar nicht sehen,
wenn man die vielen gelb-braunen Blüten betrachtete.
Unsere kleine Sonnenblume wurde nämlich
von den großen Blumen ganz verdeckt.
Sie war nicht so hoch,
wie die anderen
und konnte daher keine Sonnenstrahlen in sich aufnehmen.
Deshalb wuchs sie auch nicht.
Eines Tages, als sie ganz verzweifelt war,
bemerkte das eine benachbarte, große Sonnenblume.
„Kleine Schwester,
was ist denn mit dir los?"
fragte sie.
„Ich kann nicht wachsen,
weil ich die Sonne nicht sehen
und spüren kann.
Ihr seid alle so groß
und verdeckt die Sonne für mich.
So dringt kein Sonnenstrahl zu mir durch.
Ich glaube,
ich werde bald sterben."
Die große Sonnenblume dachte lange
über den Kummer ihrer kleinen Schwester nach.
Sie besprach sich mit den anderen Blumen
und gemeinsam fassten sie einen Plan.
Sie nahmen auf ihre kleine Schwester Rücksicht,
krümmten sich etwas auf die Seite,
bogen ihre Blätter in eine andere Richtung
und so konnten plötzlich Sonnenstrahlen
zur kleinen Blume durchdringen.
Diese nahm sie in sich auf
und begann zu wachsen.
Bald war sie so groß und schön,
wie ihre Nachbarinnen.
„Danke!" sprach unsere Blume.
„Aber das war doch
selbstverständlich.
Du brauchst uns nicht zu danken,
denn auch wir
bekommen die Sonne geschenkt,"
sprachen die anderen Sonnenblumen.
Diese Geschichte haben wir
im Anfangsgottesdienst 2016 gespielt.